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Rote Sessel für das alte Lichtspielhaus

Artikel vom 16.08.2010

Wer schon immer sein Wohnzimmer mit originaler Kinobestuhlung zieren wollte, hat nun die Gelegenheit dazu: Das Capitol mistet im Rahmen seiner Runderneuerung das komplette Mobiliar aus und verkauft alle alten Sitze. Schon mit zehn Euro ist man dabei. Kerpen - Wenn Leonardo di Caprio ab Donnerstag in „Inception“ zu der wilden Hatz durch anderer Leute Träume startet, ist abseits der Leinwand des Capitol-Theaters noch alles beim Alten: Die Kinobegeisterten verfolgen den Ausnahmethriller von den bekannten blaugrauen Klappsesseln aus. Läuft aber erst der neue Streifen „Micmacs“ des französischen Meisterregisseurs Jean-Pierre Jeunet Mitte September in Kerpen an, ist Schluss mit den durchgesessenen und teils mit Brandlöchern verunzierten Sitzgelegenheiten aus den 70er Jahren. Und der abgetretene Teppich wird dann auch der Vergangenheit angehören. Bis dahin sollen beide Kinos des traditionsreichen Lichtspieltheaters runderneuert sein - ein Vorhaben, für das Inhaber Bernd Schmitz nun die Zusage für Fördermittel erhalten hat. 100.000 Euro will er in die Aufpolierung des Theaters stecken, das seine Großeltern vor 60 Jahren an der Kölner Straße eröffneten und das neben dem reinen Kinobetrieb Schauplatz verschiedenster Konzert- und Theaterveranstaltungen ist. Knapp ein Drittel dieser geschätzten Kosten, so hat Schmitz nun schriftlich, werden von der Filmförderanstalt Berlin sowie von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen übernommen. 

Die Entscheidung der amtlichen Stellen dürfte erleichtert haben, dass das Kino sowohl vom Bundesministerium für Kultur und Medien als auch von der Filmstiftung bereits mit Preisen für die Programmgestaltung bedacht wurde. Angefangen hatten die Pläne, dem ehrwürdigen Lichtspielhaus eine Frischzellenkur zu verpassen, mit dem kleinen Kino 2, das 59 Sitzplätze zählt. Als „einfach grauenvoll“ bezeichnet Schmitz die derzeitige Farbkombination - eine neue Wandbespannung, in die Wände eingelassene Strahler und neue Tische sollen für ein Ambiente aus einem Guss sorgen. Im Zuge dieser Überlegungen fiel dann die Entscheidung, auch im großen Saal tätig zu werden. Alle 193 Sitzplätze werden ausgetauscht, die Tische und Lampen erneuert, ein neuer Teppich wird verlegt. Dieser neue Untergrund soll sowohl für Bequemlichkeit - etwa beim regelmäßigen Kindertheater - als auch für Farbenpracht sorgen, wie Schmitz an einem Muster demonstriert. Im Zuge dessen werden dann auch die Polster an den Drehstühlen an der Theke erneuert.

Lümmeln können sich die Kinogänger dann in roten Klappsesseln mit abgerundeter Rückenlehne. Auch mehr Beinfreiheit verspricht Schmitz, da die Tische an den jeweils vorher liegenden Stuhlreihen befestigt werden. Die Zahl der Plätze bleibt gleich, auch der beliebte Service wird weitergeführt. Preisnachlass für eine gute Geschichte Wer schon immer sein Wohnzimmer mit originaler Kinobestuhlung zieren wollte, hat in den nächsten Wochen dazu die Chance. Für zehn Euro pro Stuhl in den zusammenmontierten Reihen von vier oder fünf Stück bietet Schmitz das Mobiliar feil - und wer noch eine kleine Geschichte über ein Erlebnis der besonderen, natürlich positiven, Art im Capitol-Theater beisteuert, die Schmitz verwerten kann, erhält Preisnachlass. Geschichten dürfte es genug geben, schließlich lockt der Filmtempel die mittlerweile dritte Generation vor die Leinwand. Erst neulich beobachtete Schmitz, wie ein Senior beim Kinobesuch die Holzdecke musterte und seiner Frau erzählte, dass er die seinerzeit als erster Lehrling mitgestaltet hat. Diese Decke aus den Anfangstagen ist natürlich von der Renovierung ausgenommen. Ebenso bleibt das besondere historische Flair des Kinosaals unangetastet. Wer eine Stuhlreihe erwerben möchte, kann sich per E-Mail oder unter der Rufnummer (0 22 37) 9 79 98 40 bei Bernd Schmitz melden.